Sonntag, 10. März 2013

Risiken und Nebenwirkungen einer OP bei Dr. Suporn

Oft wird leichthin behauptet: Kein OP ist ohne Risiken, aber bei Dr. Suporn gibt es (außer den üblichen allgemeinen Risiken) keine Komplikationen. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Komplikationen sehr häufig vorkommen (z.B. Harnröhrenstenosen in mind. 50% aller GaOPs). Meines Erachtens wird hier das wirklich gute OP-Resultat verwechselt mit Komplikationsfreiheit. In dem kleinen Handbuch "postOP Care" von Dr. Suporn heißt es dazu (etwas frei übersetzt): "Dr. Suporns SRS-Operation eine wundervolle Leistung. Wie auch immer - er kann keine Wunder wirken und seine Ergebnisse mögen nicht immer die Erwartungen treffen. Aufgrund der weltweiten Beachtung, die seine OP hervorbringt, sind die Erwartungen unüblich hoch und es ist zeitweise einfach davon zu lesen das "nichts schief gehen kann" oder "alles ist perfekt". Dinge können falsch laufen, kein OP-Ergebnis ist perfekt - und es ist unklug darüber in anderer Weise zu denken - aber es ist außergewöhnlich unüblich das alles wirklich falsch wird bei seinen Operationen." [Entschuldigt bitte die holprige Übersetzung, aber mein Schulenglisch ist bereits über 30 Jahre alt...]
Ich finde es sehr wichtig, sich mit diesen Dingen, die falsch laufen können und die belastend sind, VOR der OP auseinanderzusetzen. Die Herausforderung ist nicht die GaOP - es sind die 12 Monate danach. Vielleicht wäre auch klug für all diejenigen, die sich für eine GaOP bei Dr. Suporn interessieren, sich vorab das Booklet "postOP Care" als pdf zuschicken zu lassen, um sich wirklich mit all diesen Fragen detailliert auseinandersetzen zu können.
Ich kann hier nicht das gesame Heft übersetzen (und ich übernehme auch keine Garantie für die Richtigkeit der hier sinngemäß wiedergegebenen Inhalte), aber ich möchte auf einige Dinge hinweisen, die aus meiner Sicht vorab bedenkenswert sind.

Blutungen
Aus der Neovagina kann es bluten. Während der Dilation kann es zu kleinen Rupturen (Rissen) kommen, und es kann dann ein wenig bluten. Das ist wenig spektakulär, kann aber natürlich zu Irritationen führen. Ein Beispiel davon gab es in meinem Fall im vorherigen Post mit der vermeintlichen Separation. In seltenen Fällen kann es auch zu größeren Blutungen kommen, die aber durch Druck (mit dem Finger oder Dilator) in der Regel gestoppt werden können. Die Herausforderung ist aber, sich das in einem solchen Fall auch zuzutrauen. Großartige Beratungsmöglichkeiten gibt es nicht. Und es ist natürlich auch nicht einfach, in die Tiefe der Vagina zu schauen... Von einem Gynokologen, der diese Möglichkeit hat, wird man mit sehr großer Wahrscheinlichkeit hören, doch bitte mit der Dilation eine Zeitlang auszusetzen. Und das ist genau das, was grundverkehrt wäre - abgesehen davon, dass das Spektulum in den ersten 12 Monaten dem Heilungsprozess auch nicht wirklich förderlich ist.
Man sollte sich also sicher sein, dass man in einem solchen Fall die Nerven behält und sich selbst helfen kann.

Dunkler Urin
Ist normal und kann auch hier von kleineren Blutungen herrühren. Außerdem kann es ein Zeichen von zu wenig trinken sein. Für das erstere siehe oben, für ausreichendes Trinken muss man eben selbst sorgen.

Infektionen im Harnröhren- oder Blasenbereich
Solche Infektionen kommen auch im normalen Leben vor, lt. Dr. Suporn ist die Rate bei den Patientinnen nicht höher als bei Biofrauen. Kennzeichen sind brennender Schmerz vor allem beim Wasserlassen oder bei Berührung oder Fieber. Wichtig ist auch hier vor allem ausreichendes Trinken, wenn es noch keine Infektion ist, dann können die ersten Anzeichen von alleine wieder verschwinden. Liegt wirklich eine Infektion vor muss die natürlich antibiotisch behandelt werden - dann ist ein Arztbesuch fällig. Ist aber kein Grund mit der Dilation aufzuhören oder auszusetzen.

Granulationsgewebe
Diese Komplikation kommt wohl häufiger vor. Bei kleineren Stellen kann das in Deutschland gemacht werden - ohne aber auf die Dilation zu verzichten. Mein Frauenarzt, der bereits eine andere TS mit diesem Symptom behandlete hatte, sagte mir dazu man solle es mit der Dilation auch nicht übertreiben. Das ist die typische Aussage eines Arztes, dem die Wichtigkeit der Dilation nicht bewußt ist (trotzdem kein schlechter Arzt!!!). Für Patientinnen besteht hier unter Umständen die Herausforderung, sich gegen die Empfehlungen deutscher Ärzte durchzusetzen. Hier ist der Weg über Fotos und Mails an die Supornclinic zunächst der bessere Weg.
Heute ist hier in Chonburi eine Patientin eingetroffen, die im Mai vergangenen Jahres hier operiert wurde. Sie hat soviel Granulationsgewebe, dass sie jetzt, nach 10 Monaten, zu einer Revision (=kleinerer Eingriff) nach Chonburi zurückkommen musste. "Things can go wrong (...) and it is unwise to imagine otherwise (...)" [Übersetzung siehe oben]

Die meiner Meinung nach größte Herausforderung nach der Operation kommt nach der Rückkehr nach Hause. Die tägliche Unterstützung fehlt dann und man ist zunächst auf sich selbst gestellt. Jede, die durch die halbe Welt fliegt, um hier eine SRS oder woanders etwas anderes operiert zu bekommen sollte sich dieses Umstands bewußt sein. Dazu gehört eine Portion Nervenstärke und auch Selbstbewußtsein.
Die oben beschriebene medizinische Seite ist aber nur eine Seite der Belastung.

Physische Belastungen
Viel wichtiger ist es, sich über die physischen Belastungen klar zu werden. Der allergrößte Teil des Booklets "postOP Care" behandelt die Dilation. In den ersten 3 Monaten nach der OP muss drei mal täglich die Dialation durchgeführt werden, je gleichmäßiger der zeitliche Abstand dazwischen umso besser. Ab dem zweiten Monat nach der OP fangen die Narben in der Neovagina an sich stark zusammenzuziehen. Das sind im Prinzip die Selbstheilungskräfte des eigenen Körpers, der die (biologisch) da nicht hingehörende Körperöffnung wieder schließen will. Man kämpft also gegen seinen Körper und die eigenen Selbstheilungskräfte an. Erst nach ein paar Monaten lassen die Narbenkontrakturen nach und die Dilation wird wieder einfacher. Vom vierten bis sechsten Monat muss noch zweimal täglich die Dilation durchgeführt werden, ab dem siebten Monat nur noch einmal täglich und nach einem Jahr ca. 1 mal wöchentlich. Verliert man Tiefe muss die Frequenz sofort wieder erhöht werden!
Gerade die ersten 6 Monate sind hammerhart. Nach der Rückkehr kommt der Zeitpunkt, an dem all die Belastungen des Alltags (Arbeiten, Familie usw.) auch wieder ihren Raum benötigen. Zusätzlich zum Leben bis zur SRS braucht man dann aber drei bzw. 2 Stunden zusätzlich - die in der Regel vorher gar nicht übrig waren. Gerade mit der Rückkehr auf den Arbeitsplatz kann es für viele schwierig werden, tatsächlich drei mal täglich die Dilation durchzuführen. Dafür braucht es einen abgeschlossenen Raum mit einem Bett und mindestens einer Toilette und einer Waschmöglichkeit, besser noch eine Dusche. Oder man muss mittags nach Hause fahren und da die Dilation durchführen. Alternativ könnte es eine besonders lange Krankschreibung geben - wenn das denn die Ärzte und Krankenkassen mitmachen. Wichtig ist nur, sich mit diesen Fragen nicht erst auseinanderzusetzen, wenn man aus Chonburi abreist....
Für mich selbst wird es hier (von der reinen zeitlichen Belastung einmal abgesehen) etwas einfacher werden: Mir steht ein kleines Appartement zur Verfügung, mit Bett und Bad. Ich denke dass werde ich für ein paar Wochen gut in meinen beruflichen Alltag integrieren können.
Nicht schlecht ist sicher auch, wenn man Leute persönlich kennt, die die GaOP bei Dr. Suporn bereits hinter sich haben und die einem gerade im zweiten Quartal nach der OP ein wenig Zuspruch geben können.

Es ist also nicht alles ganz so easy, wie es der gute Ruf von Dr. Suporn vielfach vermuten lässt. Am Ende muss jede sich selbst die eigene Expertin sein, um auch tatsächlich das gute Ergebnis behalten zu können.

Wenn hier Fragen bestehen können die gerne über die moderierte Kommentarfunktion gestellt werden. Bitte eine Mail-Adresse mit angeben. Den Kommentar werde ich natürlich nicht veröffentlichen, sondern per Mail antworten.

4 Kommentare:

  1. Sicherlich einer der wichtigen Posts in diesem kleinen Blog! Tatsächlich führt der Hype um Dr. Suporn und seine Methode hier in Europa gelegentlich dazu, daß solche Dinge (Komplikationen, aufwendige Nachsorge etc.) ausgeblendet werden. Wenn man mit transidenten Menschen redet, die eine OP in Thailand ins Auge gefaßt haben, geht es meistens immer nur ums Geld. Es wird häufig geglaubt, wenn die Finanzen für Flug und Aufenthalt einmal zusammengespart sind, würde der Rest von ganz alleine laufen. Daß dem nicht so ist, ahnt man vielleicht irgendwo im Hinterkopf, aber so konkret, wie Du es hier zusammengeschrieben hast, habe ich es noch nie gelesen oder gehört.
    Danke für Deine Ehrlichkeit. Wieder einiges zum Nachdenken...

    Ich wünsche Dir noch ein paar angenehme letzte Tage in Thailand sowie einen entspannten Rückflug. Liebe Grüße,
    Yva

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  2. Hallo Sandra,
    erst Mal möchte ich mich für deine Offenheit und plastische Schreibweise bedanken.
    Du hast meine Entscheidung für Suporn nun endgültig gefestigt.
    Der Hinweis mit den Stunden die Frau für die Körperpflege benötigt waren mir bewusst, haben sich jetzt aber noch mehr in meinen Geist eingebrannt. Bei mir ist es so dass ich nur 2 km bis zur Arbeit habe und somit meine Mittagspause dann zuhause verbringen kann. Außerdem habe ich Gleitzeit und meine Personalerin ist sehr sehr aufgeschlossen. Samit denke ich das es möglich ist. Aber ich stuimme dir zu es wird hart werden, denn die anderen Termine Psych, Endo, Haare usw. bleiben ja erst noch erhalten.
    Was mich noch interessieren würde, wie läuft das mit der Krankschreibung? Wird man für die Zeit in Thailand schon krank geschrieben oder erst wenn man von dort zurück kommt?
    Es gibt noch einige Fragen die ich als gesetzlich Versicherte habe, die Katja leider nicht beantworten konnte.
    Sie hat mir auch freundlicher weise deinen Link überlassen.

    So genug gestört. Wünsche dir weiterhin einen Guten Heilungsverlauf.

    Liebe Grüße
    Gabrielle

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    1. Liebe Gabriella,

      vielen Dank für Deine schöne Rückmeldung.

      Die Krankschreibung selbst ist eigentlich kein Problem. Ich habe in Deutschland ganz normal einen Antrag auf eine GaOP gestellt und diese auch genehmigt bekommen - natürlich nur in Deutschland in einer zugelassenen Klinik. Damit steht die Notwendigkeit einer Behandlung fest, so dass die KK später nicht sagen kann, haben wir nichts mit zu tun.
      Von Dr. Suporn bekomme ich eine Bescheinigung über die komplette Zeit von Aufnahme ins KH bis zum Abflug, dass ich nicht in der Lage bin zu arbeiten. Am Mittwoch bekomme ich dann die Krankschreibung von meiner Hausärztin. Somit ist die Lohnfortzahlung gesichert und falls notwendig, auch das Krankengeld.
      Ich werde diesen Aspekt auch noch in meinen Blog aufnehmen - die Absicherung über die Beantragung der GaOP in D halte ich für sehr sehr sinnvoll. Auch und gerade wenn es um akute Komplikationen ginge - die müsste man sonst auch in D selbst bezahlen bzw. die KK würde sich die Kosten zurückholen.

      Ganz liebe Grüße zurück nach Deutschland.

      Sandra

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  3. Hallo Sandra, das liest sich ja wie mehrere große Herausforderungen, die das Leben so mit sich bringt.
    Du schreibst von zu Hause - hier schneits noch mal und es ist ziemlich kalt) - wann kommst Du denn zurück?
    Wenn das o.k. für Dich ist und ich die Ankunftszeit weiß, dann würde ich am Flughafen (welcher?) 'Hallo' sagen.
    Monika aus Düsseldorf

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